Boybands, Schauspieler, Designer... Eigentlich hatte ich lange keine richtigen Idole - jetzt mal abgesehen von meinem Papi. Inzwischen gibt es da schon noch ein paar andere. Zum Beispiel Wurstsack (Aktivist), Orlando Duque (Klippenspringer), Mitu Monteiro (Kitesurfer) oder seit neustem Dave Goulson, Insektenforscher und Buchautor.
Als Hummelnarr machte sich Goulson auf die Suche nach Erklärungen für das Bienenschwinden, welches 2006 in den USA bemerkt wurde. Die in den 90er Jahren eingeführten Neonicotinoide wollte er nicht unbedingt dafür verantwortlich machen, bis er selbst einen der Beweise dafür erbrachte. In seinem Buch "Wenn der Nagekäfer zweimal klopft" schreibt er:
Der Rückgang der Bienen ist zweifellos eine Mischung aus verschiedenen Faktoren, vermutlich gehören dazu Seuchen, die Varroa-Milbe, der Mangel an Blüten, die abwechslungsarme Ernährung und schliesslich die Auswirkungen verschiedener Pestizide - ein folgenschwerer Cocktail von Stressfaktoren.
Neonicotinoide sind synthetische Abkömmlinge des Nicotins, die das Nervensystem von Insekten angreifen. Die Wirkstoffe fanden grossen Anklang, weil sie nicht auf die Pflanzen gesprüht werden müssen. Sie sind systemisch. Somit reicht es aus, das Saatgut zu beizen. Aber das ist gleichzeitig auch ihr Nachteil: Das Gift verteilt sich in der ganzen Pflanze, auch Pollen und Nektar. Bei der Zulassungsprüfung wurde die Dosis, die Bestäuber dadurch aufnehmen würden, als nicht tödlich eingestuft. Die Forscher konnten in Versuchen aber zeigen, dass selbst bei minimer Dosis die Zahl der Königinnen abnahm und dass sich Bienen auf dem Heimweg in ihren Stock verirrten, was zum indirekten Tod führt. 2013 wurde daraufhin ein Teilverbot dieser Art der Insektizide für blühende Pflanzen erwirkt.
Goulson hat nun im Auftrag von Greenpeace zusammen mit einem Kollegen die wissenschaftliche Datenlage seit diesem Teilverbot ausgewertet. Sie kommen zum Schluss: Es braucht dringend eine Debatte über die Risiken ihrer noch erlaubten Anwendung. Denn neben Risiken für die Bienen, gibt es auch etliche Risiken für die übrige Umwelt: Neonicotinoide...
... können die Mortalität von Nützlingen erhöhen.
... können sich im Boden anreichern.
... werden in einer Vielzahl von Gewässern nachgewiesen.
... gefährden Wasserinsektenarten und pflanzenfressende Insekten.
In drei Ländern konnte ausserdem gezeigt werden, dass es zwischen der Anwendung und der Population von Schmetterlingen, Bienen und insektenfressenden Vögeln einen negativen Zusammenhang gibt.
... können die Mortalität von Nützlingen erhöhen.
... können sich im Boden anreichern.
... werden in einer Vielzahl von Gewässern nachgewiesen.
... gefährden Wasserinsektenarten und pflanzenfressende Insekten.
In drei Ländern konnte ausserdem gezeigt werden, dass es zwischen der Anwendung und der Population von Schmetterlingen, Bienen und insektenfressenden Vögeln einen negativen Zusammenhang gibt.
Noch ist es nicht zu spät, um unseren Enkeln eine Welt zu hinterlassen, die beinahe ebenso viele Wunder birgt wie die Welt, in der wir heute leben. Noch können wir handeln. Doch das Zeitfenster wird nicht mehr lange offen stehen.
Wer noch mehr solche schaurig-schöne Zitate lesen möchte, folgt Goulson auf Twitter oder liest seine Bücher. Mich hat er im Sack.