Und was verdaut wird, landet früher oder später auch in einer Abwasserreinigungsanlage.
Phosphor
Klärschlamm ist kein Dünger - enthält aber grosse Mengen Phosphor. Heute darf in der Schweiz Klärschlamm nicht mehr als Dünger verwendet werden. Er wird in Kehricht- und Schlammverbrennungsanlagen verbrannt und in Zementwerken als Brennstoff genutzt. (...) Im Klärschlamm sind grosse Mengen Phosphor gebunden, die heute nicht genutzt werden. Die neue Verordnung über die Vermeidung und Entsorgung von Abfällen (VVEA) verlangt nun, dass spätestens ab 1. Januar 2026 das Phospohr im Abwasser zurückgewonnen werden muss. www.umwelt.sg.ch
Medikamente und Hormone
Antibiotika nehmen wir oftmals unbewusst ein! Darauf achte ich, seit mein Apotheker bei meiner Bitte um Halswehlutschtabletten einer bekannten Marke fragte, ob ich denn gegen meinen vermuteten Virus wirklich ein Antibiotikum nehmen wolle.
Unberechenbar ist vor Allem der Cocktail an Spurenstoffen, mit denen die Abwassereinigungssysteme fertig werden müssen. In herkömmlichen Anlagen werden Mikroverunreinigungen kaum entfernt. In der Schweiz wird in den kommenden Jahren über eine Milliarde dafür aufgewendet, die Anlagen aufzurüsten. Aber ist es nicht irgendwie "bireweich", dass wir Urin und Fäkalien vermischen, dem ganzen eine Menge Wasser zufügen und die einzelnen Stoffe dann wieder versuchen zu extrahieren?
Urin und Fäkalien früher trennen
Wir arbeiten und forschen schon lange an der Trennung von Urin und Fäkalien zu einem frühen Zeitpunkt, also am besten bereits auf einer Trenntoilette. Denn in der relativ kleinen Menge Urin im häuslichen Abwasser stecken rund 50-90% der Nährstoffe, die sonst mit viel (Trink)Wasser verdünnt zu Kläranlage geschwemmt werden und dort aufwändig entfernt oder recycliert werden müssen. Im Experimentalgebäude Nest achten wir sehr genau darauf, dass nicht nur Wasser und Nährstoffe recycliert, sondern unerwünschte oder schädliche Stoffe sowie Krankheitserreger sicher eliminiert bzw. unschädlich gemacht werden.
Andri Bryner, EAWAG
Was wir für eine bessere Abwasserqualität tun können:
- Unverarbeitete Lebensmittel zu uns nehmen, keine Süssstoffe oder künstlich gesüsste Produkte konsumieren
- Inhaltsstoffe von Medikamenten und Kosmetika prüfen, natürliche Kosmetikprodukte verwenden und bei kleinen Beschwerden Hausmittelchen anwenden
- Auf die Pille verzichten
- Biologisch abbaubare Waschmittel oder Geschirrspülmittel benutzen (Duftstoffe, Bleichmittel, Weichspüler usw. vermeiden), natürliche Putzmittel (z.B. Essig) verwenden
- Keine Fremdkörper ins WC werfen, auch keine Lösungsmittel, Farben, Esswaren usw.
- ...
Michèle
Giftcoktail unter dem gesetzlichen Grenzwert
Weniger Gas, mehr Schmetterlinge im Bauch