Bitte um Nachsicht, dass ich heute mit einem ungeniessbaren Thema aufwarte. Aber es ist eben so, wie ein gewisser Herr Beck sagt: Die Mahlzeit endet nicht, wenn man sich vom Tisch erhebt, sondern am nächsten Morgen, wenn man in bester Form aus dem Bett klettert.
Und was verdaut wird, landet früher oder später auch in einer Abwasserreinigungsanlage.
Phosphor
Die Ausscheidungsprodukte von Tieren schaffen es immer wieder in die Medien. Denn sie werden als Dünger auf Felder ausgebracht und gelangen, wenn übermässig oder falsch gedüngt wird, ins Grundwasser. Fast seltener, dünkt es mich, macht sich jemand Gedanken über die menschlichen Ausscheidungen. Ich weiss beileibe nicht viel über den menschlichen Stoffwechsel, aber: wir nehmen durch proteinreiche Ernährung und verarbeitete Lebensmittel viel Phosphor auf. Dieser Mineralstoff ist lebensnotwenig, die Reste werden hauptsächlich über den Harn ausgeschieden.
Klärschlamm ist kein Dünger - enthält aber grosse Mengen Phosphor. Heute darf in der Schweiz Klärschlamm nicht mehr als Dünger verwendet werden. Er wird in Kehricht- und Schlammverbrennungsanlagen verbrannt und in Zementwerken als Brennstoff genutzt. (...) Im Klärschlamm sind grosse Mengen Phosphor gebunden, die heute nicht genutzt werden. Die neue Verordnung über die Vermeidung und Entsorgung von Abfällen (VVEA) verlangt nun, dass spätestens ab 1. Januar 2026 das Phospohr im Abwasser zurückgewonnen werden muss. www.umwelt.sg.ch
Medikamente und Hormone
Schadstoffe - auch in kleinster Form - sind eine Bedrohung für Wasserlebewesen: Hormonaktive Stoffe können die Fortpflanzung von Fischen, Amphibien und Schnecken beeinflussen und das weitverbreitete Schmerzmittel Diclofenac kann bei Fischen in umweltrelevanten Konzentrationen Nierenschäden verursachen.
Antibiotika nehmen wir oftmals unbewusst ein! Darauf achte ich, seit mein Apotheker bei meiner Bitte um Halswehlutschtabletten einer bekannten Marke fragte, ob ich denn gegen meinen vermuteten Virus wirklich ein Antibiotikum nehmen wolle.
Unberechenbar ist vor Allem der Cocktail an Spurenstoffen, mit denen die Abwassereinigungssysteme fertig werden müssen. In herkömmlichen Anlagen werden Mikroverunreinigungen kaum entfernt. In der Schweiz wird in den kommenden Jahren über eine Milliarde dafür aufgewendet, die Anlagen aufzurüsten. Aber ist es nicht irgendwie "bireweich", dass wir Urin und Fäkalien vermischen, dem ganzen eine Menge Wasser zufügen und die einzelnen Stoffe dann wieder versuchen zu extrahieren?
Antibiotika nehmen wir oftmals unbewusst ein! Darauf achte ich, seit mein Apotheker bei meiner Bitte um Halswehlutschtabletten einer bekannten Marke fragte, ob ich denn gegen meinen vermuteten Virus wirklich ein Antibiotikum nehmen wolle.
Unberechenbar ist vor Allem der Cocktail an Spurenstoffen, mit denen die Abwassereinigungssysteme fertig werden müssen. In herkömmlichen Anlagen werden Mikroverunreinigungen kaum entfernt. In der Schweiz wird in den kommenden Jahren über eine Milliarde dafür aufgewendet, die Anlagen aufzurüsten. Aber ist es nicht irgendwie "bireweich", dass wir Urin und Fäkalien vermischen, dem ganzen eine Menge Wasser zufügen und die einzelnen Stoffe dann wieder versuchen zu extrahieren?
Urin und Fäkalien früher trennen
Im Projekt Waterhub der EAWAG werden die Ströme getrennt: aus leicht verschmutztem Wasser, wie Duschwasser, wird Frischwasser gewonnen, aus Urin entstehen Nährstoffe für Pflanzen und aus Fäkalien werden Pellets zur Energiegewinnung hergestellt.
Wir arbeiten und forschen schon lange an der Trennung von Urin und Fäkalien zu einem frühen Zeitpunkt, also am besten bereits auf einer Trenntoilette. Denn in der relativ kleinen Menge Urin im häuslichen Abwasser stecken rund 50-90% der Nährstoffe, die sonst mit viel (Trink)Wasser verdünnt zu Kläranlage geschwemmt werden und dort aufwändig entfernt oder recycliert werden müssen. Im Experimentalgebäude Nest achten wir sehr genau darauf, dass nicht nur Wasser und Nährstoffe recycliert, sondern unerwünschte oder schädliche Stoffe sowie Krankheitserreger sicher eliminiert bzw. unschädlich gemacht werden.
Andri Bryner, EAWAG
In vielen Gegenden der Welt ist aber noch nicht einmal ein herkömmliches Reinigungssystem Realität. Gemäss einem SRF-Beitrag haben zweieinhalb Milliarden Menschen keinen Zugang zu einer adäquaten Toilette. Immerhin besteht dort die Chance gleich von Anfang an auf eine wasserlose Toilette zu setzen. Zum Beispiel eine Nanomembran Toilette. In Genf gibt es übrigens eine Siedlung mit einer Komposttoilette. Dort fragte ich mich allerdings, ob die mit sämtlichen Rückständen gut klarkommt.
Was wir für eine bessere Abwasserqualität tun können:
- Unverarbeitete Lebensmittel zu uns nehmen, keine Süssstoffe oder künstlich gesüsste Produkte konsumieren
- Inhaltsstoffe von Medikamenten und Kosmetika prüfen, natürliche Kosmetikprodukte verwenden und bei kleinen Beschwerden Hausmittelchen anwenden
- Auf die Pille verzichten
- Biologisch abbaubare Waschmittel oder Geschirrspülmittel benutzen (Duftstoffe, Bleichmittel, Weichspüler usw. vermeiden), natürliche Putzmittel (z.B. Essig) verwenden
- Keine Fremdkörper ins WC werfen, auch keine Lösungsmittel, Farben, Esswaren usw.
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Michèle
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