Tatsächlich sind die gesetzlichen Anforderungen an die Tierhaltung, Düngerbilanz und den Bodenschutz in der Schweiz strenger als im Ausland. Ganz so schön wie es uns die Werbung vorgaukelt, ist es dann bei uns allerdings auch nicht.
Die Werbung sagt: "unsere Milchkühe bekommen wenig Kraftfutter"
Realität: Während Schwein und Huhn nicht mehr ohne auskommen, ist Kraftfutter für Tiere mit Pansen wenig artgerecht. Schweizer Bauern verfüttern ihren Kühen zwar deutlich weniger als spanische, deutsche oder französische, aber doch etwa 100 Gramm Kraftfutter pro Kilogramm Milch. 41 % der Sojaimporte werden an Rindvieh - hauptsächlich Milchkühe - verfüttert (Quelle).
Die Werbung sagt "gefüttert wird weitgehend einheimisches Futter"
Realität: 65% der Fleisch- und 20% der Milchproduktion beruhen auf importiertem Futter (Quelle). Nur 35% Inlandfutter ist es beim Geflügel. Mehr zum Thema: Futtermittelimporte
Die Werbung sagt: "Schweizer Bauern bieten mehr Auslauf als im Ausland"
Realität: Yey, wir haben keine Käfighaltung mehr! Jedes zweite Schwein in der Schweiz hat aber gar keinen Auslauf, Mastrinder oft nur auf Betonboden und die meisten Poulets kennen frische Luft nur vom Wintergarten. Schweine und Hühner in der Suisse Garantie Werbung hüpfen im Gras herum, so schön haben es nur wenige. Mehr zum Schweineleben: hier. Lustig ist, dass beim Bild mit den Kühen eine Anbindehaltung gezeigt wird. Rinder dürfen in der Schweiz nicht dauern angebunden gehalten werden (mindestens 90 Tage Auslauf), vermutlich die Hälfte der Kühe werden aber immer noch in den nicht so tierfreundlichen Anbindeställen gehalten (diverse ältere Quellen gefunden).
Das Ei in der Ei-Werbung ruft "Freiluft, Natur, ..."
Realität: 12.1 % der in der Schweiz konsumierten Eier sind Bio und 34.6% aus Freilauf-Haltung. Diese sind wirklich an der freien Luft. 11,2 % stammen aus Bodenhaltung und 42.1 % der konsumierten Eier werden importiert (inkl. Verarbeitungseier), diese Hühner haben wohl kaum viel Natur gesehen (Quelle). Weiter lesen: Schweizer essen Käfigeier.
Die Werbung sagt: "die Schweizer Landwirtschaft verbraucht nur 2% Frischwasser"
Realität: Stimmt, Schweizer Bauern verbrauchen im internationalen Vergleich wenig Frischwasser. Die Gewässerverschmutzung durch die Landwirtschaft ist aber enorm. Die Belastung mit Nährstoffen (Dünger) hat in den letzten Jahren abgenommen, aber die Bedeutung der Belastung durch Mikroverunreinigungen wächst und die biologische Gewässerqualität ist teilweise ungenügend. Insbesondere kleine Fliessgewässer weisen eine anhaltend hohe Pestizidbelastung auf. Mehr zum Wasserverbrauch: Rindfleisch und Wasser, mehr zum Pestizideinsatz.
Die Werbung sagt: "Leistungsfördernde Hormone und Antibiotika sind bei uns streng verboten"
Realität: Stimmt! Die Abgabe von Tierarzneimitteln für Nutztiere auf Vorrat wurde jüngst eingeschränkt und die verbrauchten Mengen Antibiotika nahmen seit 2008 um 45% ab. 2016 wurden dennoch 38'300 kg an Tierhalter verkauft. Problematisch sind dabei vor allem die kritischen Wirkstoffgruppen.
Das Beispiel der Suisse Garantie Werbung zeigt, wie viel resp. wie wenig Realität uns die Werbung verspricht, denn sie zeigt uns immer nur einen kleinen Schnipsel davon. Wer direkt beim Produzent einkauft, weiss wie die Produkte produziert wurden und kann kritische Fragen klären.